Mediation im Team
Sie kennen das! Arbeit im Team das wünschen wir uns alle, wir verstehen darunter ein harmonisches Miteinander, gemeinsam arbeiten, gemeinsam Spaß haben, reden, sich helfen und unterstützen lassen.
"Natürlich offen reden können, auch mal etwas kritisieren, was einem nicht gefällt - das wird der Kollege oder die Kollegin schon verstehen, weiß er/sie ja sowieso, dass das nicht in Ordnung ist...."
So oder so ähnlich stellen wir uns vor, im Team zu arbeiten um gut miteinander auszukommen und gemeinsam gute Arbeit zu machen und sich gegenseitig wertzuschätzen. In vielen Fällen ist das auch so. Aber wir wissen auch, dass es immer mal wieder zu Unstimmigkeiten, Spannungen, zu Schwierigkeiten kommt wie in allen anderen Lebensbereichen auch.
Es gibt für Teams vielfältige Möglichkeiten diese Schwierigkeiten zu lösen. Geeignete Maßnahmen hängen immer von der Konstellation des Problems, den beteiligten Personen (evtl. verschiedene Hierarchieebenen), und der Art des Problems und vor allem vom Stand der Eskalation ab. Viele Probleme lassen sich mit verschiedenen Maßnahmen klären, wie z. B. Coaching, verschiedenen Seminaren, Teamentwicklungs-workshops, Supervision oder ähnlichem. Auch Gespräche mit den jeweiligen Führungskräften können zu Problemlösungen führen.
Aber manchmal kann es sein, dass nichts hilft, wie im folgenden Fallbeispiel:
In einer Pflegeeinrichtung für Senior*innen und in ein Team von fünf Kolleg*innen kommt eine neue Kollegin. Vorerst sind alle froh, dass es wieder eine neue Kollegin gibt und die Arbeit gut verteilt werden kann. Doch die Kollegin findet keinen Zugang zu den anderen. Sie wird häufig kritisiert, die anderen Teammitglieder lachen hinter ihrem Rücken über sie, schütteln den Kopf über ihre Arbeits- und Ausdrucksweise - kurz gesagt, das Ganze hat sich verschärft: alle scheinen auf einer Seite zu stehen nur die neue Kollegin auf der anderen.
Der Teamleiter findet diese Situation ebenso unbefriedigend: Sein Team war immer ein kollegiales Team, alle haben zueinander gestanden, sich gegenseitig unterstützt, Probleme wurden selbst miteinander gelöst.
Der Teamleiter wendet sich an seine Vorgesetzte und bittet um weitere Unterstützung. Er hat ihr seit langer Zeit regelmäßig von dem Problem berichtet und es wurden bereits mehrereTeamgespräche und Seminare durchgeführt. Die Vorgesetzte schlägt ihm eine Mediation mit einem/einer externen Mediator*in vor. Der Teamleiter kann sich eine Teammediation vorstellen und fragt seine Kolleg*innen ob sie damit einverstanden sind. Alle willigen ein.
In der ersten Sitzung kommen alle Kolleg*innen zu Wort. Sie beschreiben ihre Sichtweise und ihren individuellen Blick auf den Konflikt. Die Mediatorin versteht jeden/jede einzelne/n Kolleg*in und ihren jeweiligen Ärger und hört raus wie die Stimmung im Team früher war. Damit kommt zur Sprache, dass die vorherige Kollegin schon seit langer Zeit erkrank ist und sich alle Sorgen machen, um die Kollegin und um ihren Arbeitsplatz im Team. "Jetzt gebe es die neue Kollegin und wenn sie bliebe, kann die andere Kollegin nicht wieder zurück ins Team."
In der Mediation wird dieses Thema mit all den damit einhergehenden Emotionen thematisiert. Es scheint zunächst als ein unlösbares Problem und so hat die neue Kollegin keine Chance einen Platz im Team zu finden. Durch gezielte Fragestellung und Gesprächsführung kann einerseits diese unausgesprochene Traurigkeit über die fehlende Kollegin Beachtung finden und andererseits ein neuer Blickwinkel zu einem neuen Umgang miteinander und Verständnis füreinander gefunden werden.
Die Kolleg*innen beschließen, ein Foto von sich zu machen und einen Brief an die Kollegin zu schreiben, in dem sie ihr mitteilen, dass sie im Team fehlt, ihr Gesundheit wünschen und sich über eine Rückantwort freuen würden. Sie vereinbaren mit der neuen Kollegin ein Willkommens-Frühstück. Gemeinsam mit der Vorgesetzten wird beraten, welche Möglichkeiten bei Rückkehr der Kollegin bestehen. Und es wird vereinbart zu den monatlichen Teamgesprächen, dieses Thema weiter im Blick zu behalten und neue Informationen auszutauschen.
Durch die erfolgreiche Teammediation konnte am Ende nicht nur das "Mobbing"-Problem geklärt, sondern auch eine neue Form der Kommunikation, der Teamkultur und des Informationsaustausches gefunden bzw. intensiviert werden.